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Wir alle streben nach dem Gefühl tiefer Zufriedenheit, Erfülltheit und Unbesorgtheit. Doch gleichzeitig verursacht das Streben nach Glück genau das Gegenteil von dem, was wir eigentlich fühlen wollen.
In diesem Artikel erfährst du, warum glücklich zu sein nicht das Wichtigste ist und wie du den ständigen Druck, glücklich sein zu müssen, ablegen kannst.
Inhaltsverzeichnis
Wann das Streben nach Glück zum Verhängnis wird.
Natürlich haben wir Menschen das Bedürfnis nach Zufriedenheit und Freude. Gefährlich wird dies allerdings dann, wenn uns das Streben nach Glück vor allen anderen emotionalen Empfindungen verschließt und uns somit unfähig macht, mit negativen Erfahrungen umzugehen.
Unsere Gesellschaft sowie die gesamte menschliche Kultur ist darauf ausgerichtet, dass wir uns gut fühlen. Wir sind so sehr damit beschäftigt, glücklich sein zu wollen, dass wir alles, was dem im Weg steht, verwerfen, verändern, ablehnen und ignorieren.
Bei Traurigkeit gibt es Aufmunterung, bei Schmerz gibt es Schmerztabletten, bei depressiver Stimmung gibt es Antidepressiva und bei negativen Gedanken gibt es Ablenkung. Egal, welche Beschwerden, negativen Gefühle oder Gedanken man hat, die Frage ist immer gleich: “Was kann ich tun, damit es mir/dir/uns besser geht als jetzt?”
Doch wenn der Fokus immer darauf liegt, dass wir uns besser fühlen als jetzt, leben wir in ständigem Widerstand zum Jetzt. Dabei ist es der Widerstand, der das eigentliche Leid verursacht, nicht die negative Empfindung selbst. Es ist der Glaube, dass es anders sein müsste, als es tatsächlich ist, und somit die Ablehnung dessen, was ist.
Wir denken schnell, dass etwas nicht stimmt oder falsch ist, wenn es uns schlecht geht. Diese Annahme allein stammt aus dem Glaubenssatz, dass sich “richtiges” gut und “falsches” schlecht anfühlt. Aber ist denn alles richtig, was sich gut anfühlt? Und fühlt sich alles gut an, was richtig ist?
Akzeptiere deine Realität, ohne sie verändern zu wollen.
Akzeptanz ist ein aktiver Prozess, im Gegensatz zur Toleranz. Etwas zu akzeptieren bedeutet, es anzuerkennen und anzunehmen, ohne es verändern zu wollen.
Negatives anzunehmen ist am schwersten, denn der Drang nach Besserung wird instinktiv und unbewusst ausgelöst. Jedoch ist es die Akzeptanz dessen, was wir nicht akzeptieren mögen, die uns wahrhaftig befreien und voranbringen wird.
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Ganz gleich, was dich plagt -negative Gedankenspiralen, emotionale Auslöser (Trigger), äußere Umstände, kontraproduktive Glaubenssätze, die dir im Weg stehen, Ängste, Zwänge, Scham, deine mentale oder körperliche Gesundheit- es gibt für alles eine Ursache.
Das Resultat einer Ursache kann man als Symptom oder Konsequenz betrachten, beides im neutralen und wertungsfreien Sinne. Dabei ist es völlig irrelevant, wie unplausibel oder irrational die Ursache zu sein scheint. Das Symptom an und für sich ist legitim, valide und hat ihren Platz.
Akzeptiere deine Realität mit allen Umständen, Gefühlen und Gedanken, die präsent sind. Sei dir bewusst, dass es für sie gute Gründe gibt. Deine Realität, dein Gefühlszustand, dein Unwohlsein sind Resultate von geschehenen Ereignissen. Selbst, wenn du dich nicht mehr an sie erinnern kannst oder wenn du die Zusammenhänge nicht verstehst.
Wie genau kann ich meine Realität akzeptieren?
Akzeptanz geschieht freiwillig und gewollt. Sie beginnt mit der mentalen Einstellung und wird vollbracht mit einem Gefühl innerer Annahme, Gelassenheit und einer “Okayheit” dem gegenüber, was ist. Du kannst diese Empfindung selbst körperlich wahrnehmen.
Wenn du etwas wahrhaftig akzeptierst, löst du den inneren Widerstand auf. Eine schmerzvolle Realität zu akzeptieren, bedeutet nicht, dass die Realität weniger schmerzvoll ist. Es bedeutet lediglich, dass du einverstanden bist, den Schmerz zu spüren.
Es ist so, als würdest du gewillt aufgeben, etwas an deinem Gefühlszustand verändern zu wollen. Es ist so, als würdest du all das Unangenehme willkommen heißen und Platz dafür halten, weil du verstehst, dass es einen Ursprung hat und in diesem Moment Teil von dir und deiner Wahrnehmung ist.
Sei dir bewusst, dass du diesen Prozess nicht vortäuschen und auch nicht erzwingen kannst. Du kannst noch so viele positive Affirmationen wiederholen -wenn du nicht die Intention hast, deinen Umstand der Akzeptanz wegen zu akzeptieren, wirst du nicht vorankommen.
Übung: Wie du leichter akzeptieren kannst.
Die folgende Übung kannst du jederzeit ausführen. Egal, ob es gerade akut eine Situation oder Emotion gibt, die du akzeptieren möchtest, oder ob du deinen Gemütszustand generell bewusst wahrnehmen möchtest.
- Stelle sicher, dass du ungestört sein kannst, und schaffe eine stressfreie und ruhige Atmosphäre um dich herum. Nutze dafür gerne unsere dezent riechende Soja-Duftkerze im Glas oder, wenn du es kräftiger und rauchiger magst, kannst du Räucherstäbchen verwenden. Wir empfehlen hier Räucherstäbchen aus weißem Salbei und Lavendel, da diese Aromen sich besonders wohltuend auf das Nervensystem auswirken. Doch die Wahl ist natürlich ganz bei dir.
- Mache es dir im Sitzen oder Liegen bequem. Trage am besten lockere Kleidung, damit es nirgends drückt oder zwickt, und damit du frei atmen kannst.
- Schließe optional deine Augen und fange an, wahrzunehmen. Hierfür kannst du dir folgende Fragen stellen:
Was spüre ich gerade?
Wie empfinde ich darüber, das zu spüren, was ich gerade spüre?
Warum ist es okay, das zu spüren, was ich gerade spüre?
Kann ich damit einverstanden sein, zu spüren, was ich spüre?
(Falls die Antwort hier “nein” lautet) Wie kann ich damit einverstanden sein?
- Was auch immer es ist, das du zu akzeptieren versuchst (Emotion, Situation, Umstand etc.), sei verständnisvoll mit dir selbst und mit möglichem Widerstand, der hochkommt (Widerstand gegenüber dem Widerstand zu haben ist genauso kontraproduktiv wie Widerstand gegenüber der Emotion zu haben, die du akzeptieren möchtest).
- Entscheide dich bewusst, es zu akzeptieren, und zwar der Akzeptanz wegen.
Solltest du in die Falle tappen, nur deshalb akzeptieren zu wollen, um damit den Umstand verändern zu können, dann bleibe bedacht. Womöglich wehrt sich etwas in dir, wahrhaftig zu akzeptieren, und auch das kannst du beobachten und wahrnehmen, ohne dagegen anzukämpfen.
Halte nicht am Glück fest und du wirst glücklich.
Auch wenn es paradox klingt, ist es wichtig zu verstehen: Es ist das Festhalten an einer Vorstellung, wie Glück aussehen und sich anfühlen sollte, das den eigentlichen Frust verursacht.
Nicht nur spüren wir die bereits existierende negative Empfindung, sondern zusätzlich das Unwohlsein damit, dass diese Empfindung da ist. Das verstärkt den Leidensdruck enorm und sorgt zusätzlich dafür, dass wir nicht vorankommen und durch die eigentliche Emotion durcharbeiten können.
Mache dir bewusst, inwiefern du eine solche Erwartung an dich selbst hast. Wie gehst du mit deinen negativen Emotionen um? Wie gehst du mit negativen Emotionen anderer Menschen um? Kannst du akzeptieren, was gerade da ist, ohne es wegwünschen zu wollen?
Wenn du dich (und andere) von der Erwartung befreist, glücklich sein zu müssen, wird es dich nicht jedes Mal aus der Bahn werfen, wenn du es nicht bist. Du wirst verstehen, dass das Unglücklichsein eine wertvolle Erfahrung im Leben ist, die wir nicht wegzaubern oder bekämpfen müssen. Es ist völlig in Ordnung und sogar befreiend, Negatives anzunehmen und als Teil deines Lebens anzuerkennen.
Das Leben ist viel mehr ein dynamischer Prozess als ein Ankommen. Wir werden immer Impulse erhalten, in Bewegung zu bleiben und uns weiterzuentwickeln. Es gibt kein Ziel, keine Endstation, die du erreichen musst. Sei hierbei bedacht und geduldig mit dir und mit anderen. Es ist ein stetiger Prozess, kein Wettbewerb der Perfektion.